19./26. Mai 1991: Der Abstieg der Spvg Schwerin aus der Verbandsliga

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Von Jörg Laumann

Es war der Anfang vom Ende: Heute vor 25 Jahren titelten die Ruhr Nachrichten: „Spvg muss mit SV Sodingen in die Relegation“. Zehn Jahre lang hatten die Schweriner Fußballer in der Verbandsliga gespielt. Aus der Entscheidungsrunde sollten sie zwei Wochen später tatsächlich als Absteiger hervorgehen.

Rainer Mattukat traf im Relegationsspiel für Schwerin. Foto Archiv

Dabei hatte es lange Zeit ausgesehen, als ob sich die Spvg Schwerin unter der Regie des ehemaligen Profi-Fußballers Bernd „Pius“ Ochmann, der im Sommer 1990 die Nachfolge von Trainer Horst Bittger angetreten hatte, ein weiteres Mal in der damals vierthöchsten Spielklasse behaupten könnte.

„Eigentlich hatten wir in der Saison ein gutes Gefühl“. erklärt Martin Broll, heute Sportlicher Leiter des SuS Merklinde und damals Spieler bei der Spvg Schwerin. Broll, der im Jahr zuvor vom FC Schalke 04 zu den Blau-Gelben zurückgekehrt war, erinnert sich, dass sogar einige Akteure aus der ersten Mannschaft abgestellt wurden, um die Reserve im Rennen um den Aufstieg aus der Kreisliga B zu unterstützen.

Auch Horst-Dieter Reuter, zu Verbandsliga-Zeiten Vorstandsmitglied und heutiger Ehrenvorsitzen des Schweriner Fußballvereins, erinnert sich an eine gute Ausgangsposition: „Wir hatten eine so starke Mannschaft, die nicht hätte absteigen müssen.“

Noch nach dem ersten Spieltag des Jahres 1991 sah es passabel aus: Mit acht Pluspunkten Vorsprung vor dem Relegationsplatz (14.) standen die Schweriner auf Platz zwölf in der Verbandsliga-Tabelle. Doch auf der Zielgeraden ging den Blau-Gelben die Puste aus. „Der Knackpunkt war das 1:2 gegen Ottfingen auf deren Ascheplatz“, berichtet Broll in der Rückschau.

Große Chance verpasst

Es war jenes letzte Spiel der Saison, über das die Ruhr Nachrichten am 13. Mai 1991 berichteten. Eine Woche zuvor hatten die Schweriner eine große Chance verpasst und ihr Heimspiel gegen den SV Sodingen mit 1:2 verloren. Die Herner, die den Relegationsplatz belegten, waren dadurch noch einmal bis auf zwei Punkte an die Ochmann-Elf herangerückt.

Dennoch hätte den Schwerinern beim Gastspiel im sauerländischen Ottfingen ein Punkt genügt, um den Klassenverbleib unter Dach und Fach zu bringen. Nach dem Schweriner Führungstreffer durch Volker Hördemann (32.) und den Ottfinger Ausgleich (62.) stand es noch in der Schlussminute 1:1. Doch dann schlugen die Sauerländer zu und schossen die Castrop-Rauxeler damit in die Relegation. Der Konkurrent aus Sodingen hatte zeitgleich gegen die VSV Wenden mit 3:0 gewonnen und nach Punkten gleichgezogen.

Hinter den Kulissen knirschte es bereits bei den Blau-Gelben. „Einigen Spielern mangelte es zuletzt an Motivation“, wurde Ochmann einen Tag nach der Niederlage in Ottfingen in den Ruhr Nachrichten zitiert, „die dachten nur noch an Geld“. In der Rückschau fällt das Urteil des Übungsleiters über seine Schweriner Zeit aber milde aus. „Gute Jungs“ habe er in der Mannschaft gehabt, sagt Ochmann heute. „Nur die Trainingsbeteiligung wurde immer schlechter. Teilweise waren nur sechs Spieler dabei.“

Zoff mit dem Vorsitzenden

Horst-Dieter Reuter erinnert sich an „Zoff“ zwischen dem Trainer und dem damaligen Vorsitzenden Günther Krumtünger. Er selbst, so Reuter, habe sich aufgrund der angespannten Atmosphäre vorübergehend zurückgezogen. Zum Zeitpunkt der endgültigen Abstiegs-Entscheidung saß Ochmann in der Tat schon nicht mehr auf der Bank. Martin Broll betreute die Mannschaft im letzten Relegations-Spiel gegen RW Unna als Interims-Coach.

Szenen eines Abstiegsjahres: Matthias Kuritzius (links) im Spiel beim SV Sodingen. Trainer Bernd Ochmann (Mitte) wechselt Nachwuchsspieler Toni Kotziampassis ein. Der heutige Trainer des TuS Henrichenburg, Rainer Mattukat (rechts), gehört damals eben

Der Schweriner Abstieg aus der Verbandsliga war besiegelt.

Zwei Relegationsspiele besiegelten das Schicksal der Schweriner Fußballer, die 1991 nach zehn Jahren in der damals vierthöchsten Spielklasse den Gang zurück in die Landesliga antreten mussten. Nachdem das Team von Trainer Bernd Ochmann an den letzten beiden Spieltagen einen Vorsprung von vier Punkten vor dem SV Sodingen verspielt hatte, begann die Relegation am Pfingstsonntag, 19. Mai, mit einem Entscheidungsspiel gegen die punktgleichen Sodinger.

Trainer Pius Ochmann wollte in der Relegation selbst spielen. Foto Archiv

Vor 1300 Zuschauern in Dortmund-Eving mussten sich die Schweriner deutlich mit 1:3 geschlagen geben. Nach einer torlosen ersten Hälfte zogen die Sodinger bis zur 68. Minute bis auf 3:0 davon. Erst elf Minuten vor dem Spielende gelang Libero Rainer Mattukat der einzige Schweriner Treffer. „Wir sind hochmotiviert in die Partie gegangen, waren aber relativ chancenlos“, erinnert sich Mattukat. Somit musste ein weiteres Spiel gegen RW Unna am 26. Mai 1991 die Entscheidung bringen. In der Woche davor überschlugen sich jedoch die Ereignisse. Bereits in der Berichterstattung über das erste Relegationsspiel war von „Strömungen“ im Umfeld der Vereinsführung, „,mit dem Ziel Ochmann von seinem Traineramt abzulösen“, zu lesen.

Ochmann wollte spielen

Wenige Tage später war die Ära Ochmann als Übungsleiter der Schweriner tatsächlich beendet. Dem früheren Profi, der unter anderem für Viktoria Köln und Westfalia Herne in der 2. Bundesliga gespielt hatte, wurde vom Vorstand die fristlose Kündigung überreicht. „Es war trotzdem eine schöne Zeit auf Schwerin, auch wenn sie zu kurz war“, lautet Ochmanns Fazit.

Mit der Entlassung platzte auch das geplante Comeback des damals 39-Jährigen als Spieler. „Ich hatte vor dem Entscheidungsspiel noch einen Spielerpass beantragt und wollte dem Team auf dem Platz helfen“, erinnert sich Ochmann, der zu Beginn seines Engagements hoch gesteckte Ziele gehabt hatte. „Als ich in Schwerin als Trainer anfing, wollte ich mit dem Team oben mitspielen.“

Ganz so hoch hinaus ging es nicht, aber immerhin spielte die Mannschaft lange Zeit zumindest im gesicherten Mittelfeld der Verbandsliga mit. „Der Abstieg war für uns kein Thema“, erinnert sich Mattukat. Er selbst befand sich beim letzten regulären Spiel der Saison, das die Schweriner mit 1:2 beim SV Ottfingen verloren, noch im Urlaub. „Der war mir schon zu einem Zeitpunkt bewilligt worden, als wir neun Punkte Vorsprung vor den Abstiegsplätzen hatten.

Tore in der Verlängerung

In den Relegationsspielen stand der heutige Trainer des A-Kreisligisten TuS Henrichenburg wieder auf dem Platz – so auch in Dortmund-Hombruch gegen RW Unna. Für die Schweriner, die von Spieler Martin Broll und dem Technischen Leiter Detlef Stranz betreut wurden, nahm das Spiel einen unglücklichen Verlauf: Bis zur 113. Minute stand es 0:0, dann ging Unna innerhalb von zwei Minuten mit 2:0 in Führung.

Der Schweriner Treffer nach 116 Minuten – wiederum durch Mattukat – kam zu spät. Der Abstieg war besiegelt. Für die Spvg Schwerin sollte es in der Folgezeit hinab bis in die Kreisliga A gehen. Erst seit dem Wiederaufstieg in die Bezirksliga 2003 haben sich die Schweriner wieder dauerhaft im überkreislichen Spielbetrieb etabliert.

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