"Wolfram Wuttke war schon immer ein Schlitzohr"

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Fußball: Norbert Witczak erinnert sich an die Jugendzeit des Ex-Profis

3. März 2015 / Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel / Zum Tode von Wuttke

CASTROP-RAUXEL. Der ehemalige Fußball-Profi und vierfache Nationalspieler Wolfram Wuttke ist am Sonntag in einem Lüner Krankenhaus im Alter von 53 Jahren gestorben. Wie Wuttkes Fußballer-Laufbahn in den 1970er-Jahren bei der SG Castrop begonnen hatte, daran erinnert sich Norbert Witzcak. Der einstige Berufsfußballer bei Viktoria Köln, der heute 72 Jahre alt ist, war Wuttkes Trainer bei den C- und D-Junioren (1972 bis 1976).

Lebhaft erinnert sich Witczak daran, dass die C-Junioren der SG in der Sportschule Wedau in der Endrunde um die Westfalenmeisterschaft mitspielten. Mit einem Sieg gegen Arminia Bielefeld hätten seine Schützlinge das Endspiel gegen den FC Schalke erreicht. Nobert Witzcak ist sich sicher: „Wir hatten mit Castrop eine so starke Truppe, wir hätten auch die Schalker geschlagen.“

Aber was tat Wolfram Wuttke? Witczak: „Gegen Bielefeld vergab er drei todsichere Chancen. Ich weiß auch, warum. Er wollte nicht, dass wir gegen Schalke spielen und gewinnen. So wäre sein Wechsel nach Schalke vielleicht geplatzt. Er war eben schon immer ein Schlitzohr. Als ich nach dem Spiel gesehen habe, wie der damalige Präsident Günter „Oskar“ Siebert Wuttkes Mutter die Hand geschüttelt hat, wusste ich Bescheid.“

5000 D-Mark Ablöse

Nur eine Woche später wurde der Transfer des Castrop-Rauxelers nach Gelsenkirchen bekannt. 5000 D-Mark Ablöse hatten die Schalker an die SG Castrop zu überweisen. Witczak: „Von dem Geld, das der Jugendabteilung zustand, habe ich bis heute nichts gesehen.“

Wolfram Wuttke (Mitte) war zu Beginn seiner Profi-Laufbahn nicht der einzige Castrop-Rauxeler beim FC Schalke 04. Klaus Fichtel (rechts) und Thomas Siewert waren ebenfalls für die „Knappen“ am Ball. Foto Archiv

Schon im ersten Jahr bei der SG Castrop stellte Wolfram Wuttke sein laut Witczak „außerordentliches Talent“ unter Beweis. Die Castroper D-Junioren wurden in der Saison 1972/73 Meister in der Leistungsklasse mit 165:3 Toren. Der Trainer erinnert sich und sagt: „Wolfram Wuttke und Jürgen Biermann habe da gefühlt alle unsere Tore geschossen. 60 Prozent Wuttke, 40 Prozent Biermann.“ Aber auch einige weitere gute Spieler liefen in den folgenden Jahren mit Wuttke auf. Wie etwa Keeper Jörg Jonas (Witczak: „Ein Bomben-Keeper“), Ralf Kant (später Senioren-Trainer der SG), Andreas Mader, Frank Siejek und Volker Hördemann.

Freistoß-Trick

Mit Hördemann studierte Witczak einen Freistoßtrick ein, der die Gegner stets kalt erwischte. Volker Hördemann sei am Ball und der Mauer vorbeigelaufen, Wuttke schlenzte den Ball über die Mauer zu Hördemann, der so zum Abschluss kam.

Auch andere Dinge habe er mit den jungen Kickern seiner Mannschaften immer wieder geübt. Wie etwa Pässe und Schüsse mit der Außenseite der Füße. Witczak: „Das Schnibbeln des Balles hat Wuttke bestimmt von mir. Er konnte auch den Lupfer, wie ihn damals Franz Beckenbauer gespielt hat.“ Wolfram Wuttke sei ein Nachwuchsfußballer gewesen, der solche Technik schnell lernen konnte. Andere benötigten länger oder schafften es gar nie, betont Norbert Witczak. Wuttke habe so viel Talent gehabt, dass er von der Mittellinie hätte losziehen können, sechs Spieler umkurven konnte und ein Tor erzielt habe.

Nach seinem Wechsel nach Schalke habe er Wuttke aus den Augen verloren und keinen Kontakt mehr gehabt, sagt Witczak, der aber mit Stolz erzählt: „Ich muss ihm aber schon etwas mitgegeben haben. Nur wenige Monate später hat Wuttke für die Schüler-Nationalmannschaft vor 60000 Zuschauern in Wembley das Siegtor geschossen.“

Witczaks Schützling spielte hernach als Profi noch bei Borussia Mönchengladbach, beim Hamburger SV, beim 1. FC Kaiserslautern, Espanyol Barcelona sowie dem 1. FC Saarbrücken – und holte mit der DFB-Elf Olympia-Bronze 1988 in Seoul. Und blieb ein Schlitzohr.
Jens Lukas

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